Talk im WDR

Köln (rpo). Vieleicht ist es die Mischung aus später Uhrzeit, intimer Studioatmosphäre und dem geschickten Moderator - bei Jürgen Domian geraten die Stars ins Plaudern. In seiner WDR-Talkshow erzählte Ex-Boxer Sven Ottke von seinen Seitensprüngen und Anke Engelke von ihren Tränen nach dem Ende ihres Late-Night-Desasters.
Auch Sven Ottke offenbarte Intimes in Domians Talkshow. Foto: RPO
Auch Sven Ottke offenbarte Intimes in Domians Talkshow. Foto: RPO

Auch Schauspieler Mathieu Carrière bekannte, erst "eineinhalb Mal" in seinem Leben wirklich geliebt zu haben. "Spektakulär" findet Domian das. "Nur eineinhalb Mal geliebt, ein Mann von 55 Jahren!" Aber das sei für ihn genau die Herausforderung der Sendung, "eine Atmosphäre zu schaffen, in der auch die Profis der Branche ihre kleinen Geheimnisse verraten".

Am 23. Oktober vor einem Jahr startete der WDR die wöchentliche Promi-Ausgabe der Domian-Talkshow. Das Konzept ist einmalig im deutschen Fernsehen: Nicht nur der Moderator, auch Zuschauer können dem Talkgast via Telefon Fragen stellen. Knapp 30 Schauspieler, Sportler, Fernsehmoderatoren und Kabarettisten sind Domians Einladung bislang gefolgt.

Traumgast Robbie Williams

Geht es nach dem 47-jährigen Moderator, soll die Liste so bald wie möglich um zwei Stars angereichert werden: Harald Schmidt und Karl Lagerfeld. "Schmidt ist der Gott des Entertainments in Deutschland und Lagerfeld einer unser schillerndsten Prominenten von Weltrang. Gerne hätte ich auch mal Robbie Williams zu Gast, aber das wäre wohl zu umständlich mit der Synchronisation", schmunzelt der Journalist.

Seit zehn Jahren läuft "Domian" nachts im WDR und auf Radio EinsLive. Mehr als 14 000 Gespräche hat der gebürtige Gummersbacher in dieser Zeit mit seinen Anrufern geführt. Müde ist er nicht, höchstens wegen der späten Arbeitszeiten. "Das ist schon eine extreme Belastung. Ich schlafe selten vor 7.00 Uhr ein, stehe gegen 16.00 Uhr auf. Im Winter sehe ich oft tagelang keinen Sonnenstrahl."

Einsame Arbeitszeiten

Wenn Freunde und Bekannte von der Arbeit kommen, fährt Jürgen Domian ins Büro. "Man wird einsam mit der Zeit, das ist ganz zwangsläufig so", sagt er. Verabredungen seien nur am Wochenende möglich. Und dennoch: "Mir macht die Sendung noch genauso viel Spaß wie am Anfang." Hat ihn die Arbeit verändert? "Mein Menschenbild hat sich durch die unzähligen Gespräche verändert, und zwar nicht ins Positive. Ich weiß jetzt mehr über die Abgründe des Menschen."

Zu später Stunde im Lokal, bei einem Glas Pampelmusensaft (Domian: "Das ist so ein schönes Wort, warum nur sagt man dazu heute Grapefruitsaft?") lässt sich dann auch der Moderator Überraschendes entlocken. Dass der Wahlkölner seiner Heimatstadt Gummersbach nichts abgewinnen kann, war bekannt. Wie wenig er sich aber auch Nordrhein-Westfalen verbunden fühlt, "außer, dass ich beim Landessender WDR tätig bin", dürfte viele zwischen Eifel und Teutoburger Wald erstaunen. "Das Land ist ein Kunstprodukt ohne jede Tradition, uns aufgezwungen 1946 von der Besatzungsmacht England", sagt Domian. "Köln ist meine Heimat, Berlin meine Liebe." Und NRW? "Konnte ich mich noch nie mit identifizieren", betont Domian.