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Spass muss sein
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Re: Spass muss sein
Spaß muss sein
Im "Dschungelcamp" wird mehr entsorgt als der eine oder andere Ex-Kommunarde oder Ex-Schauspieler. An Rainer Langhans und Mathieu Carrière zeigt sich die mediale Verwurstung von Kultur und Ideen – etwa die der Wohngemeinschaft.
Rainer Langhans meditiert bekanntlich viel und schon seit Langem. Das asiatische Gelassenheitstraining hat sein Gemüt unübersehbar geprägt. Langhans schlurft, Hände in den Hosentaschen, durch den schlammigen Urwald Australiens, als wäre dies der Englische Garten und das Dschungelcamp von RTL nichts wesentlich anderes als das Matratzenlager seiner Münchner Behausung. Seine erste »Dschungelprüfung« überstand er ohne Wimpern- und Muskelzucken. Langhans lag elf Minuten in einem verschlossenen Sarg, während geschätzte 301.000 Kakerlaken seinen Körper erforschten. Wird Langhans gefragt, was er sich von der Teilnahme an der fünften Staffel der Reality-Show Ich bin ein Star, holt mich hier raus erwarte, liefert er mit schläfriger Stimme den imagekonformen Satz ab: »Es handelt sich um eine verschärfte Kommuneerfahrungsmöglichkeit.« Dann fällt er wieder in einen Zustand, den wenig trennt von Trance.
Schwer zu sagen, ob Rainer Langhans mit dieser Performance Aussichten auf den Sieg hat. Also darauf, am Ende des zweiwöchigen Martyriums vom Fernsehpublikum zum sogenannten Dschungelkönig gekürt zu werden. Es ist auch nicht wirklich wichtig. Es gäbe über den meditierenden, irgendwie immer auch sympathischen Wirrkopf eigentlich gar nichts zu sagen – noch weniger über die ganze TV-Veranstaltung, an der lediglich ihre relativ späte Sendezeit um 22.15 Uhr gutzuheißen ist – , berührte nicht die Tatsache, dass eine Figur wie Rainer Langhans in einem Trash-Format wie diesem erscheint, den ideologischen Zentralnerv der, nun ja, kapitalistischen Kulturindustrie.
Es geht eben nicht nur um ökonomische Expansion, um Quote und Zahlen. Es geht, was man leicht vergisst, auch um Vereinnahmung von Ideen, kulturellen Zeichen und Sphären. Das Dschungelcamp von RTL ist nun mal nichts anderes als der perverse Parasit einer hervorragenden und sinnvollen Idee, die von den 68ern hervorgebracht wurde und wahrscheinlich zu einer ihrer besten gesellschaftlich konkreten Ideen zählt: die Idee der Wohngemeinschaft. Diese Idee, so lautet die Botschaft des Dschungelcamps, gehört jetzt uns. Wir haben sie kassiert und zum Beweis den legendären Langhaarigen aus der legendären Kommune 1 als symbolische Trophäe gleich mit.
Uns gehört auch Mathieu Carrière, der ebenfalls als einer der elf Kandidaten mitmacht und den auf lebenden Würmern kauen zu sehen schon traurig stimmt. Man sieht ja nicht nur diese menschliche Tragödie der Selbstentwürdigung. Man spürt auch die kulturelle Aggression, die der Szene innewohnt, die Entwürdigung all dessen, was der Schauspieler Mathieu Carrière einstmals verkörperte, die Entwürdigung der Filme beispielsweise, in denen er mitspielte, Malina von Werner Schroeter oder Der Fangschuss von Margarethe von Trotta. Und, fragt das Dschungelcamp, was ist aus dem hochfeinen deutschen Autorenfilm geworden? Wir zeigen es euch: ein abgemagerter, alternder Schauspieler, der froh ist, für 50.000 Euro (dies ist gerüchteweise das Honorar der Kandidaten) überhaupt mal wieder ins Fernsehen zu kommen, um neben abgehalfterten Sexbomben, vergessenen Sporthelden und Promis der C-Liga am Lagerfeuer zu sitzen, sich von der Marzipankugel Dirk Bach und der Schnepfe Sonja Zietlow, den Dschungelcamp -Moderatoren, bespötteln zu lassen.
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Im "Dschungelcamp" wird mehr entsorgt als der eine oder andere Ex-Kommunarde oder Ex-Schauspieler. An Rainer Langhans und Mathieu Carrière zeigt sich die mediale Verwurstung von Kultur und Ideen – etwa die der Wohngemeinschaft.
Rainer Langhans meditiert bekanntlich viel und schon seit Langem. Das asiatische Gelassenheitstraining hat sein Gemüt unübersehbar geprägt. Langhans schlurft, Hände in den Hosentaschen, durch den schlammigen Urwald Australiens, als wäre dies der Englische Garten und das Dschungelcamp von RTL nichts wesentlich anderes als das Matratzenlager seiner Münchner Behausung. Seine erste »Dschungelprüfung« überstand er ohne Wimpern- und Muskelzucken. Langhans lag elf Minuten in einem verschlossenen Sarg, während geschätzte 301.000 Kakerlaken seinen Körper erforschten. Wird Langhans gefragt, was er sich von der Teilnahme an der fünften Staffel der Reality-Show Ich bin ein Star, holt mich hier raus erwarte, liefert er mit schläfriger Stimme den imagekonformen Satz ab: »Es handelt sich um eine verschärfte Kommuneerfahrungsmöglichkeit.« Dann fällt er wieder in einen Zustand, den wenig trennt von Trance.
Schwer zu sagen, ob Rainer Langhans mit dieser Performance Aussichten auf den Sieg hat. Also darauf, am Ende des zweiwöchigen Martyriums vom Fernsehpublikum zum sogenannten Dschungelkönig gekürt zu werden. Es ist auch nicht wirklich wichtig. Es gäbe über den meditierenden, irgendwie immer auch sympathischen Wirrkopf eigentlich gar nichts zu sagen – noch weniger über die ganze TV-Veranstaltung, an der lediglich ihre relativ späte Sendezeit um 22.15 Uhr gutzuheißen ist – , berührte nicht die Tatsache, dass eine Figur wie Rainer Langhans in einem Trash-Format wie diesem erscheint, den ideologischen Zentralnerv der, nun ja, kapitalistischen Kulturindustrie.
Es geht eben nicht nur um ökonomische Expansion, um Quote und Zahlen. Es geht, was man leicht vergisst, auch um Vereinnahmung von Ideen, kulturellen Zeichen und Sphären. Das Dschungelcamp von RTL ist nun mal nichts anderes als der perverse Parasit einer hervorragenden und sinnvollen Idee, die von den 68ern hervorgebracht wurde und wahrscheinlich zu einer ihrer besten gesellschaftlich konkreten Ideen zählt: die Idee der Wohngemeinschaft. Diese Idee, so lautet die Botschaft des Dschungelcamps, gehört jetzt uns. Wir haben sie kassiert und zum Beweis den legendären Langhaarigen aus der legendären Kommune 1 als symbolische Trophäe gleich mit.
Uns gehört auch Mathieu Carrière, der ebenfalls als einer der elf Kandidaten mitmacht und den auf lebenden Würmern kauen zu sehen schon traurig stimmt. Man sieht ja nicht nur diese menschliche Tragödie der Selbstentwürdigung. Man spürt auch die kulturelle Aggression, die der Szene innewohnt, die Entwürdigung all dessen, was der Schauspieler Mathieu Carrière einstmals verkörperte, die Entwürdigung der Filme beispielsweise, in denen er mitspielte, Malina von Werner Schroeter oder Der Fangschuss von Margarethe von Trotta. Und, fragt das Dschungelcamp, was ist aus dem hochfeinen deutschen Autorenfilm geworden? Wir zeigen es euch: ein abgemagerter, alternder Schauspieler, der froh ist, für 50.000 Euro (dies ist gerüchteweise das Honorar der Kandidaten) überhaupt mal wieder ins Fernsehen zu kommen, um neben abgehalfterten Sexbomben, vergessenen Sporthelden und Promis der C-Liga am Lagerfeuer zu sitzen, sich von der Marzipankugel Dirk Bach und der Schnepfe Sonja Zietlow, den Dschungelcamp -Moderatoren, bespötteln zu lassen.
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