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Luther
Andacht für einen guten Christenmenschen

Mitfinanziert von einer amerikanischen Dienstleistungsgesellschaft für Lutheraner und unter der Regie des Kanadiers Eric Till wird in dieser deutschen Filmproduktion von Hollywood-Ausmaßen der ganze Teigbatzen von Papsttum, deutscher Kleinstaaterei und Reformation des 16. Jahrhunderts ausgerollt. Im Herd bullern Verehrung und Verklärung, der erste Lutheraner, Luther selbst wird gebacken. "Hilf du, heilige Anna, ich will ein Mönch werden!", soll der während eines Unwetters, umzuckt von Blitz und Donner ausgerufen haben. Mit jener eher sinnbildlich-märchenhaften denn historisch verbürgten Wetterkapriole läßt Till seinen Helden den Weg vom "kleinen deutschen Mönchlein" zum großen Reformator beschreiten. Samt Kameramann und unzähligen Statisten rennt er nebenher, bebildert sorgsam das mittelalternde Detailgewusel aus Armut, Tanz und Flötenspiel. Didaktisch und knackig sind komplizierte theologische Dispute zusammengefaßt, Uwe Ochsenknecht spielt den Papst, in einer Kemenate malt Lucas Cranach.

Was als kunterbunte Überblicksdarstellung der Zerreißprobe des christlichen Abendlandes so manchem Pennäler die knappe Versetzung retten könnte, will jedoch der Luther-Legende den Menschen abringen. Aber Joseph Fiennes hat nichts von jenem deftig-kräftigen Bergmannssohn. Dieser hohlwangige Wimpernklimperer rülpset und furzet nicht. Und sollte ihm ein dreckiges Wort über die Lippen kommen, so blickt er drein, als müsse er sich das vorlaute Mundwerk mit Seife auswaschen. Einen nie erlöschenden Heiligenschein hat man ihm angedichtet, die eine oder andere Episode zur Illustration seiner Güte frei erfunden und so viel andächtige Musik darüber ausgeschüttet, daß man sich über den singenden Kutscher, der Luthers spätere Frau, die abtrünnige Nonne Katharina von Bora im Heringsfaß nach Wittenberg karrt, fast nicht mehr wundert.

Treuherzig und fromm darf man dieses Kirchenvätermärchen wohl nennen. Doch in seinen Größe und Ehrfurcht vermittelnden Kamerablicken in die Zentralperspektive ist es den alten Bibel- und Sandalenfilmen mehr verpflichtet, als einer modernen kritischen Biographie.